Man darf bei der ganzen Sache auch nicht vergessen, dass nicht jeder Anime mit seinen Ecchi Szenen ein Highschool DxD Niveau erreicht. Animes wie z.B. Fuuka kann man eben auch ohne Probleme zensiert konsumieren. Wenn man sich nur auf die Story fokussieren will, ist das wahrscheinlich auch die beste Wahl. Da braucht man gar nicht die freizügigen unzensierten Badeszenen. Dies bedeutet also, dass durch die Zensur sich das potentielle Publikum erweitert, sodass eben die Serie Fuuka nicht nur Ecchi Fans konsumieren können, sondern eigentlich jeder. Doch dies ist nur die eine Seite der Medaille.
So will man als Hersteller ja auch die Leute dazu bekommen, sich die Home-Video-Fassung zu kaufen. Und wie kann man damit am besten werben, wenn nicht mit einer ungeschnittenen unzensierten Version? Dies ist den Animefans besonders bei Ecchi Serien bekannt, jedoch natürlich auch in Deutschland bei Horrorfilmen, aber auch Videospielen.
So wird dadurch eine 100% Uncut Version zu einem Pluspunkt der Veröffentlichung mit dem man Werbung machen kann. In Japan sind die Anime-Volumes auch viel teurer als hier in Deutschland, wodurch die Zielgruppe auch deutlich eingeschränkter ist. Es kaufen sich also nur die Hardcore-Fans den Anime für umgerechnet mehrere hundert Euro. Und viele dieser Hardcore-Fans wollen eben auch die Charaktere unzensiert betrachten. Dies liegt daran, weil sie durch die TV-Ausstrahlung ja fast schon eine Beziehung zu den Figuren aufgebaut haben und sie diese nun auch von einer privateren Seite kennenlernen wollen bzw. daran überhaupt Interesse haben. Passend dazu ist die OVA meist noch expliziter, da die Macher schon beim konzipieren dieser Bonusfolge wussten, dass diese nicht im Fernsehen ausgestrahlt wird.
Zusammenfassend kann man also sagen, dass die Macher einen Anime für die TV-Ausstrahlung zensieren, um ihn möglichst früh oder eben überhaupt zeigen zu können. Dadurch erreichen sie dann die meisten Zuschauer. Außerdem zensieren sie die Serie, weil sie dadurch einen Anreiz für den Kauf einer Disc-Version schaffen wollen.
So einfach ist es jedoch in Wirklichkeit nicht, denn oft wird auch die unzensierte Version zeitgleich auf Bezahlsendern wie AT-X ausgestrahlt. Ähnlich wie HBO in Amerika müssen diese sich nicht an Altersvorgaben halten und können somit FSK 16 bzw. FSK 18 Filme und Serien früher zeigen. Außerdem kann AT-X auch damit werben, dass sie eben die unzensierte Fassung haben und diese somit für die Fans deutlich früher verfügbar ist, als wenn diese nur auf DVD bzw. BD veröffentlicht werden würde. Es wäre also theoretisch möglich, dass hierzulande Simulcasts auch unzensiert veröffentlicht werden können. Meistens haben jedoch die Bezahlsender in Japan die internationalen Exklusivrechte, was dies verhindert. Die Ausnahme dazu stellt die 2. Staffel zu Senran Kagura da. Diese wird bei Crunchyroll gleich unzensiert veröffentlicht. Dies liegt jedoch darin begründet, dass Crunchyroll an der Produktion beteiligt war und sich im Zuge dieser die Rechte für eine unzensierte Fassung gesichert hat.
Auf der anderen Seite werden in letzter Zeit manche Produkte nur mit einer zensierten Version erstellt. So hat seit neustem z.B. Sony neue Richtlinien in Bezug auf Ecchi Inhalte etabliert. Der Grund dafür liegt wohl in dem öffentlichen Image, dass der Konzern haben will. So fokussiert er scheinbar eher die Familienfreundlichkeit und Mainstreamtauglichkeit als den Nischen-Ecchi-Markt. Logisch, weil dieser Markt auch nicht so groß ist. Mit denen kann man es halt machen. Würde Sony plötzlich Shooter wie Call of Duty zensieren, sähe die Sache sicherlich anders aus. Man wird sehen, was die Zukunft für den Ecchi Fan bereithält.
Aktuell wird auch noch die Zensur der Vergewaltigungsszene aus SAO heiß diskutiert. Dies kann man zum einen wieder mit dem Image der Firma und der Zielgruppe bzw. der angepeilten Altersfreigabe rechtfertigen, aber es unterstreicht auch ein Problem von Simulcasts. So wissen die westlichen Publisher oft nicht genau was sie erwartet. Sie werden scheinbar nicht komplett darüber in Kenntnis gesetzt, was für Szenen vorkommen oder wie drastisch diese Szenen sind, dies wird erst im Endprodukt festgestellt. Dies liegt auch häufig daran, dass viele Animeserien selbst kurz vor der Ausstrahlung noch gar nicht fertig sind und man als deutscher Publisher somit sich das finale Produkt gar nicht vorher ausführlich anschauen kann. Dies kann dazu führen, dass man in manchen Fällen überreagiert oder zuerst gar nicht handelt, wie es z.B. beim Simulcast zu „My Girlfriend is Shobitch“ der Fall war. So wurde Folge 3 erstmal bei Anime on Demand veröffentlicht, bis man dann doch zu dem Schluss kam, dass diese potentiell gegen in Deutschland geltendes Recht verstoßen könnte. Ein solcher Fehler ist bei der Veröffentlichung auf DVD bzw. BD schwer vorstellbar, aber im Zeitdruck, welcher durch den Simulcast und das Verlangen der Fans ausgelöst wird, so schnell wie möglich die Folge zu veröffentlichen, deutlich wahrscheinlicher.
Vermutlich werden jedoch Publisher aus ihren Fehlern gelernt haben und in Zukunft direkter und gezielter nachfragen, ob solche Inhalte vorkommen können und ob man z.B. wie bei „Goblin Slayer“ eine Warnung einbauen sollte. Dies geschah nämlich wieder erst im nachhinein.
Ein wirklich spannendes und aktuelles Thema. Aber was ist eure Meinung dazu?