Die Berichterstattung der »Berliner Zeitung« über die diesjährige MEX Berlin, die Manga- und Entertainment-Expo, spiegelt die gängigen Vorurteile und Missverständnisse über die Cosplay-, Anime- und Manga-Community wider. Der Artikel, welcher die Veranstaltung, ihre Besucher und deren Cosplays porträtieren soll, ist durchzogen von abwertenden und sexistischen Beschreibungen, die dem kulturellen und künstlerischen Wert dieser Subkultur nicht gerecht werden.
Eine abfällige Beschreibung der Kostüme und der Teilnehmer
Bereits in der Einleitung wird deutlich, dass die Veranstaltung und ihre Teilnehmer von der »Berliner Zeitung« nicht ernst genommen werden. Mit Begriffen wie »schrille Kostüme« und »Fake-Polizisten« wird der Eindruck erweckt, die MEX Berlin sei eine Art Karnevalsveranstaltung, bei der Erwachsene in kindischen Verkleidungen auftreten. Dabei wird ignoriert, dass viele Cosplays nicht nur aufwendig gestaltet, sondern oft auch eine Hommage an bestimmte Charaktere und Geschichten sind, welche den Fans viel bedeuten. Diese Herangehensweise reduziert die komplexe Kunst des Cosplays auf »Plastikwaffen« und »verkleidete Erwachsene«, was eine wertschätzende Auseinandersetzung mit dieser kulturellen Ausdrucksform vermissen lässt.
Sexistische Tendenzen in der Berichterstattung
Ein weiterer problematischer Aspekt des Artikels ist der teils sexistische Ton, der sich durch den Text zieht. Besonders weibliche Cosplayer werden übertrieben auf ihre Kleidung und äußeren Merkmale reduziert, anstatt den kreativen und handwerklichen Aufwand ihrer Kostüme zu würdigen. Die Fokussierung auf vermeintlich »knappe« Kostüme oder betonte Körperteile erzeugt eine sexualisierte Darstellung, die bei vielen Fans und Cosplayern auf Kritik stößt. Solche Beschreibungen befördern das stereotype Bild von Cosplay-Events als Treffpunkte für freizügige Kostüme, anstatt die Leidenschaft und das künstlerische Engagement der Teilnehmer in den Vordergrund zu stellen.
Fehlendes Verständnis für die Kultur
Die Berichterstattung der »Berliner Zeitung« zeigt zudem ein fehlendes Verständnis für die Ursprünge und den kulturellen Hintergrund der Cosplay-Szene. Mangas, Animes und die dazugehörigen Cosplays sind nicht nur japanische Popkulturphänomene, sondern sie haben weltweit eine leidenschaftliche Fangemeinde, welche diese Figuren und Geschichten für ihre tiefergehenden Botschaften und Themen schätzt. Die schablonenhafte Darstellung der MEX Berlin als skurrile Ansammlung von verkleideten »Freaks« trägt zur Entfremdung und Entwertung dieser Subkultur bei und übersieht, dass Cosplay eine Form der Kunst und des persönlichen Ausdrucks ist.
Stereotypen und Klischees
Ein weiterer zentraler Kritikpunkt ist die Verstärkung negativer Stereotypen. Indem die Teilnehmer der MEX Berlin durchweg als »laute« oder »auffällige« Personen dargestellt werden, wird ein Bild vermittelt, das wenig mit der Realität zu tun hat. Tatsächlich bietet die MEX Berlin eine bunte und vielfältige Plattform für alle Altersgruppen, darunter Familien, Künstler und Jugendliche, die ihrer Leidenschaft für Animes, Mangas und Spiele nachgehen wollen. Die Berichterstattung hingegen verharrt in alten Klischees und zeigt keinen Respekt für die vielfältigen und positiven Aspekte der Veranstaltung.
Zudem werden Meinungen Dritter also Fakten dargestellt, dies belegt auch eine »Stellungnahme« der Autorin Sophie-Marie Schulz welche derzeit im Netz zu finden ist. So schreibt diese: »In meinem Text schildere ich, was ich auf der Messe gesehen haben und was mir Cosplayer berichteten. Der Vergleich mit der Venus stammt beispielsweise nicht von mir, sondern wurde von einem der Teilnehmer gezogen, der sich an der aufreizenden Kleidung störte.« – Das diese Meinung von dem angeblichen Besucher (sofern dieser existieren sollte) stammt, wird allerdings im gesamten Artikel nicht ein einziges Mal erwähnt.
Fazit: Eine verpasste Chance für kulturelle Wertschätzung
Insgesamt ist die Berichterstattung der »Berliner Zeitung« zur MEX Berlin 2024 ein Beispiel dafür, wie tief verwurzelte Vorurteile gegenüber der Cosplay- und Manga-Szene in den Medien bestehen bleiben. Anstatt die Gelegenheit zu nutzen, um ein besseres Verständnis für diese kreative und passionierte Gemeinschaft zu schaffen, wird eine abwertende und oft sexistische Perspektive eingenommen. Diese Darstellung fördert Missverständnisse und trägt dazu bei, dass die kulturelle und künstlerische Bedeutung des Cosplays in der Öffentlichkeit weiterhin missachtet wird.Die Medien sollten ihre Berichterstattung über Subkulturen wie die Cosplay-Szene überdenken und diese nicht als skurrile Randerscheinungen abtun, sondern den Wert und die Vielfalt dieser kulturellen Ausdrucksformen anerkennen.